Kind und Hund – ein falsches Idyll?

Der richtige Umgang will gelernt sein

Nun leben Mensch und Hund schon seit Jahrtausenden zusammen, da sollte man davon ausgehen, dass sie sich blind verstehen und die eine Spezies die andere bestens kennt. Doch wissen wir immer noch erstaunlich wenig darüber, was unseren „Partner“ Hund eigentlich ausmacht. Untersuchungen zur Konfliktentstehung von Hund-Mensch-Beziehungen gibt es nach wie vor nur wenige, dazu muss weiter auch beachtet werden, dass durch die Vielzahl der Hunderassen die Variationen im Sozial- wie im Ausdrucksverhalten sehr groß sind.

Die größte Fehlerquelle und damit auch die größte Gefahr liegt nach wie vor in der nicht angemessenen Mensch-Hund-Kommunikation. Daher ist es wichtig, dass schon Kinder lernen Hunde auch als solche wahrzunehmen und einige wichtige Umgangsregeln kennen. Die Auseinandersetzung mit dem arttypischen Sozialverhalten, ist der Schlüssel zu einer harmonischen Beziehung. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist, dass die Erziehung und hier besonders in der Korrektur des Hundes derart sein sollte, das sie der funktionellen Bedeutung des arttypischen Verhaltens angemessen ist – der Hund sie also verstehen und nachvollziehen kann. Womit sich Schläge, Starkzwangmittel und Anbrüllen schon einmal als „angemessen“ ausschließen.

Die arttypischen Verhaltensweisen sollten in der Kommunikation immer ins Gewicht fallen. So ist es z.B. für jeden Hund erst einmal unangenehm umarmt und festgehalten zu werden, gerade wenn Kinder dies tun kann dies bei einer natürlichen Abwehrbewegung des Hundes schwere Folgen haben. Hunde zeigen auch dem Sozialpartner Mensch nach wie vor ihre arttypischen Verhaltensweisen und teilen sich ihm auf eben ihre art mit. Bei der zwischenartlichen Verständigung Hund-Mensch wird es für den Hund aber schwierig, weil der Mensch das arttypische Verhalten nicht ausreichend kennt, es vielmehr als störend empfindet, weil es seiner vermenschlichten Erwartungshaltung dem Tier gegenüber nicht entspricht. So wird Hunden Bellen und Knurren sowie andere Formen des Drohens vor allem Kindern gegenüber per se verboten, ohne zu hinterfragen warum der Hund droht. Gerade Kinder handeln aber oft instinktiv richtig wenn ein Hund droht und lassen ihn in Ruhe, reagieren also angemessen auf die klare Äußerung des Hundes, die mit „Ich will dass so nicht“ übersetzt werden könnte. Wird hier eine erste Drohung, z.B. ein Knurren verboten und somit für den Hund als Kommunikationsmittel wirkungslos, so ist dieser praktisch dazu gezwungen ein anderes und effektiveres Mittel der Kommunikation zu wählen…

Menschen versuchen ja immer wieder sich in Hunde hineinzudenken und werten deren Verhalten mit menschlichen Maßstäben und missverstehen ihren Hund damit zwangsläufig. Eine rein emotionale Betrachtung des Hundes und das Bestreben, doch nur sein Bestes zu wollen, wird oft sogar tierschutzrelevant, wenn Hunde z.B. für situativ angebrachte weil angeborene Verhaltensweisen, die Menschen als unangenehm oder störend empfinden, bestraft werden. Daher ist es absolut notwendig schon Kindern zumindest grundlegende Kenntnisse der Hundekommunikation zu vermitteln um so früh wie möglich gefährliche Missverständnisse zu vermeiden. Der Umgang Hund-Mensch basiert auf Kommunikation, nur wenn der Umgang mit dem Hund so weit wie möglich den hund-/rassegerechten Ansprüchen angepasst ist kann der Hundehalter dem Verstehen zwischen Hund und Mensch näher kommen.

Der Autor dieses Beitrages:

Sebastian Schmidt-Kort, Osnabrück

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